Wundbehandlung im Fliegenden Lazarett 1813


         
Wundverbände:

bei größeren Wunden wurde ein mehrlagiger Verband verwendet.

Das Charpie wurde nicht direkt auf oder in die Wunde gebracht, da es sich sonst nachdem einsetzenden Heilungsprozess schwer entfernen lies.

Kompressen von kaltem Wasser wurden gegen Schwellungen und Entzündungen, kombiniert mit Aderlass, eingesetzt.
Ansonsten war die Behandlung, je nach Erfahrungen der einzelnen Ärzte, unterschiedlich.


Charpie, zerpflückte Leinwand.


gefensterter Leinwand und gelöcherte Leinwand

In folgender Reihenfolge wurde der Verband aufgebau:
  1. gefensterter Leinwand
  2. Charpie oder Hanf
  3. Kompressen
  4. Binde

oder nach dem Franzosen Larrey:
  1. gelöcherte Leinwand
  2. Charpie
  3. Kompressen
  4. Binde
Das Ganze wurde vier bis fünf Tage an Ort belassen.
 

Lazarettepidemien:

Typische Lazarettepidemien der Zeit waren:

Typhus, Cholera und Lazarettbrand durch mangelnde Hygiene.

Gegenmaßnahmen:

Frische Luft, Isolierung von Infizierten, Reinigung von Räumlichkeiten
d.h. abwaschen der Wände und Fußböden mit heißem Wasser.
Selektion von medizinischen Instrumenten, permanenter Transport der Verwundeten.
Bei Lazarettbrand:

Das ausbrennen der stark entzündeten Stellen war das letztes Mittel der Behandlung.

Behandlung von Verwundungen


Stichwunden

Entfernung von Fremdkörpern aus dem Stichkanal. Verband mit aufgelegter Kompresse oder belassen der offenen Wunde mit nur aufgelegter Kompresse zum besseren Abfluss von Wundsekreten und Eiter.

Gute Heilungschancen bei Lanzenstichen.
Komplikationen bei Verletzungen mit dem Bajonett.
Kopfverletzungen

Schußverletzung am Kopf:
Trepanieren (Schädelöffnung)- bei Blutungen zur Entlastung des Gehirnes, Bohrung auf entgegengesetzten Seite der Wunde
Entfernung der Kugel, nur wenn ihre Lage genau bekannt war.

Hebung eingedrückter Schädelteile
Aderlass , wenn es der Allgemeinzustand erlaubt.
Ebenso wird bei Hieb und Stichverletzungen am Kopf verfahren.

Schussbruch:

Amputation oder Gliederhalt (glatter Bruch)

Nach Larrey:
Zusammenbringen der Knochenenden, Verband aus Fensterleinwand, Charpie, mit Bleiwasser oder Kampferspiritus und Eiweiß getränkte Kompresse - ergibt nach Trocknung eine feste Schicht.
Dies Verbleibt bis zur Heilung. (Eiweißkontentivverband) Geschient wird mit zwei Strohbündeln und Leinwand.
Brustverletzungen:

ggf. Trepanierung des Brustbeines um dort eingedrungene Kugel zuentfernen. Der Verletzungsbereich ist auf Grund der anatomischen Beschaffenheit meistens nicht groß - doch mitunter gibt es mehrere Öffnungen, wenn die Kugel den Brustkorb umkreist hat.
Behandlung der verursachten Schäden des Geschosses:

Allgemein wie bei offenen Verletzungen. Verschluss des Brustkorbes um den Erhalt der Lungenfunktion zu gewährleisten.

Ausziehen von Kugeln mit Zangen, Hebeln, stumpfen Haken und Pinzetten und Säuberung der Wunde, entfernen von Knochensplittern und anderen Verunreinigungen.

Behandlung gebrochener Rippen.

Entspannende Maßnahmen, um die durch Schwellungen beeinträchtigte Atmung wieder zu erleichtern.
Verletzungen am Herzen:

Damals gab es noch keine weitgehenden Behandlungsmethoden.

Wundstarrkrampf:

Die Verabreichung von starken Dosen von Opium (nach Larrey)
 

Bauchverletzungen:

Versorgung wie bei diversen Wunden.

Bei kleinen Verletzungen des Magens und des Darmes:

keine operativen Maßnahmen - Die Natur hilft sich selbst. Warme Umschläge und Bäder, Aderlass.

Offene große Verletzungen des Bauchraumes:

Sanfte Zurückbringung der Därme in den Körper. Verschluss der Wunde durch straffe Verbände - Gegendruck der Därme würde bei einer großen Naht diese auseinander treiben.
Larrey bedeckt die Wunden unteranderem mit Öl und Laudanum getränkten gefensterten Leinenlappen.

Größere Verletzung des Darmes:

Anwendung der Darmnaht mittels Kürschnernaht oder Knopfnaht.
Chirurgische Nähte:

Unterbrochene Naht (links)
Umschlungene Naht (rechts)



Kürschnernaht (links)
Knopfnaht (rechts)


Alle Rechte vorbehalten · © Copyright Preußische Infanterie 1813 e.V.